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Von Benedikt zu Franziskus: Ein Prozess

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Als Benedikt XVI. 2005 den Begriff der „Hermeneutik der Reform“ prägte, die eine „Hermeneutik der Kontinuität“ sei, war das natürlich auf das Zweite Vatikanum bezogen. Der Umgang mit dem Konzil ist emotional aufgeladen, Benedikt wollte eine sachliche Debatte.

Nun aber beschleicht mich der Verdacht, dass diese Debatte um „Bruch“ und „Kontinuität“ auch mit Bezug auf Benedikt und seinen Nachfolger Franziskus geführt wird. Kein Blatt passe zwischen die beiden sagen die einen, Franziskus sei ein ganz anderer Papst und stehe für völlig anderes, behaupten andere. Ist da also ein Bruch? Oder ist die Kontinuität stärker? Oder ist das – und hier wäre meine Position – nicht die völlig falsche Frage, die nur Päpste vor die jeweils eigenen Karren spannen wollen?

Für diesen Sonntag habe ich eine Sendung mit dem Dominikanerpater und Theologieprofessor Carsten Barwasser gemacht. Dabei kamen wir auch auf die Frage nach Bruch oder Kontinuität zu sprechen und die Antworten könnte man auch auf die Nachfolgefrage beziehen, so gelassen und gut sind sie.

 

„Die Hermeneutik des Bruchs ist etwas, das grob eingeteilt rechts und links gemeinsam haben. ‚Das Zweite Vatikanische Konzil ist ein Bruch mit der Tradition, das ist gut weil damit der ganze Mist, der davor war, weggeräumt ist und wir jetzt von Null anfangen können’: Das wäre eher die progessistisch-linke Position, wenn man es denn so nennen will. Und die andere, die traditionelle Interpretation sagt: ‚Das ist ein Bruch mit der Tradition und das ist schlecht und deswegen ist das Konzil verantwortlich für alles, was anschließend an Krise und Zusammenbrechen von kirchlichen Strukturen und Berufungen und so weiter’. Das sind diese beiden Extrempositionen, die sich aber in dem einen Punkt beide treffen: dass das Konzil ein Bruch war.

Papst Benedikt hat – meiner Ansicht nach zu Recht – dagegen gesetzt, dass das Konzil kein Bruch ist, sondern ein Teil einer Tradition ist, eines Prozesses. Es bricht nicht damit sondern entwickelt weiter. Das Konzil steht in einer Kommunikation mit den Konzilien vorher, d.h. dem Ersten Vatikanum, dem Konzil von Trient und so weiter.

Die Gefahr, die meines Herachtens nach darin liegt, ist die, dass die Kontinuität so sehr betont wird, dass nicht klar wird, was eigentlich mit dem Konzil Neues passiert ist. Warum hat überhaupt das Konzil stattgefunden und was hat dieses Konzil jetzt außer einer Menge Papier gebracht?

 

Das ursprüngliche Wort von Benedikt XVI. ist ja auch „Reform“, dann erst „Kontinuität“.

 

„Genau. Aber Reform wird im kirchlichen Zusammenhang anders verwendet als im normalen Zusammenhang. Ich habe das Gefühl, dass eine der Schwierigkeiten der Kommunikation mit den Medien darin besteht, dass der Reformbegriff so unterschiedlich verwendet wird. Reform scheint mir in unserer Gesellschaft mit Modernisierung oder Effizienzsteigerung verbunden zu sein und von daher ein positiver Begriff. Reform im kirchlichen Sinn ist aber reformare, wiederherstellen. Es ist ein Zurückbinden an einen Ursprungsimpuls, und der ist nun einmal das Evangelium in Jesus Christus. Von daher speist sich Erneuerung., von daher ist es nicht einfach Modernisierung, kann es auch gar nicht sein. Und so war es von Johannes XXIII. auch genau gewünscht: Die Reform der Kirche aus dem Geist Jesu Christi.

Dabei sind aber auch neue Akzente gesetzt worden, sonst wäre es eine riesige Zeitverschwendung gewesen: Zeit, Ressourcen, Geld. Es muss in einer solchen Hermeneutik der Kontinuität deutlich werden, was an neuen Akzenten in diesem Konzil herausgekommen ist.

Es ist wichtig zu sehen, dass zum Beispiel ‚Lumen Gentium’ eine Ergänzung zum Ersten Vatikanischen Konzil ist. Anderes wie zum Beispiel der Offenbarungsbegriff sind Wiederentdeckungen, die Idee der Selbstoffenbarung Gottes ist zutiefst biblisch.

Durch das alles wird das alles davor nicht falsch, aber es wird ergänzt und es ist wichtig, das zu betonen.“


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